Edition
Ziel der textgenetischen Edition des Lokalberichts ist es, am Beispiel dieses unveröffentlicht gebliebenen Romans die spezifische Produktionsweise Burgers nachvollziehbar zu machen und die allgemeine Nutzbarkeit des Resultats auf Dauer zu gewährleisten. Dies gestatten die digitale Aufbereitung und die online-Präsentation des Textkorpus: Bleibt einerseits via Faksimilierung der Dokumente die Materialität des Schreibprozesses sichtbar, lassen sich so andererseits die komplexen Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den einzelnen Textstufen dynamisch abbilden. Dazu erscheint, weil es sich um eine Editio princeps handelt, komplementär die Transkription des Romantexts in Buchform.

Zu den Eigenschaften von Burgers Typoskripten gehört, dass sie in der Regel wenig Korrekturen aufweisen. Hingegen unterscheiden sich die verschiedenen Fassungen der einzelnen Texte, aus denen der Lokalbericht mosaikartig zusammengesetzt ist, zuweilen beträchtlich. Insofern ist Burger dem Typus Kopfarbeiter zuzuordnen, der im Schreibprozess die Änderungen überwiegend mental vornimmt, ohne dabei viele Spuren auf dem Papier zu hinterlassen. In der Konsequenz sind in der Edition nicht nur die dokumentinterne, mikrogenetische, sondern vor allem auch die makrogenetische Varianz zwischen den Textstufen zu codieren und visualisieren.

Textpräsentationsebenen

Die digitale Edition soll dem User ermöglichen, sowohl die Textgenese nachvollziehen als sich auch mit dem Material auf verschiedenen Stufen des Schreibprozesses beschäftigen zu können. Dargeboten wird das Textkorpus deshalb auf vier Ebenen, die sich wahlweise parallelisiert betrachten lassen:

  1. Burger seite 162Faksimile: Alle Dokumente werden qua hochauflösende Digitalisate faksimiliert, um die Materialität des Schreibprozesses in der mikrogenetischen Quadriga von Addition, Tilgung, Substitution und Umstellung transparent zu halten.
  2. Diplomatisch-topographische Transkription: Die Umschrift aller Texte inklusive (mikro)genetische Varianz.
  3. Lesefassung (clear text): Die Umschrift des Lokalberichts ohne (mikro)genetische Varianz.
  4. Kommentar: Weil es sich um eine Editio princeps handelt, werden – obwohl die Edition hauptsächlich textgenetisch motiviert ist – sämtliche Texte philologisch kommentiert, womit (auch) eine Brücke zwischen der deutschen, historisch-kritischen und der französischen, genetisch-kritischen Editionstradition geschlagen wird.

Zugleich werden die im Datenmodell angelegten Bezüge und Kommentare genutzt, um die Relationen zwischen den Dokumenten – also die Makrogenese – sowie die mosaikartige Textkonstitution sichtbar zu machen. So kann der User zum Beispiel zwischen Teilfassungen einzelner Textbausteine wechseln, Lokalbericht und Vorstufen nebeneinander anschauen und hierbei jeweils zwischen den verschiedenen Textpräsentationsebenen wählen. Einstiegspunkt zur Edition bildet eine Gesamtübersicht, welche die textgenetischen Bezüge gleichsam aus der Vogelperspektive aufzeigen und zugleich als zentrales Navigationselement dienen soll.

 

← Beispiel eines Typoskripts bzw. einer Montage: Seite 162 des Lokalberichts, vormals Seite 17 der Erzählung Die Illusion.

 

Textcodierung

BasiscodingDie Textcodierung erfolgt in XML gemäss den Richtlinien der Text Encoding Initiative (TEI), wobei die Datenmodellierung die Auswahl geeigneter TEI-Module einschliesst und sich – allem voran mit dem <sourceDoc>-Element – an den aktuellen Entwicklungen im Bereich der Codierung genetischer Editionen durch die TEI Special Interest Group on Manuscripts orientiert. Durch eine Reihe von Stylesheet- und Query-Transformationen werden die derart codierten Texte je nach Anzeige-Kontext – jeweils mit Stellen- und editorischen Kommentaren versehen – als diplomatisch-topographischer Text oder als Lesefassung ausgegeben.

 

 

 

← Beispiel eines (mikrogenetischen) TEI-Basisencodings: Seite 162 des Lokalberichts.

 

Nachhaltigkeit

Im Rahmen der digitalen Edition werden abgesehen von den für das Web aufbereiteten Textrepräsentationen (diplomatisch-topographischer Text, Kommentar, Lesefassung) auch die Faksimiles und die XML-Dateien dauerhaft archiviert und allgemein zugänglich gemacht. Für eine zusätzliche Verbreitung und Erhaltung des clear text sorgt die Buchfassung des Lokalberichts, die nach dem Single-Source-Prinzip als Spin-off aus den Basisdaten generiert und in der Edition Voldemeer (Zürich) erscheinen wird. Ein wesentlicher Grund für diese komplementäre Lösung ist, dass es sich um eine Erstveröffentlichung handelt: Mit dem Buch nämlich, das wie die digitale Edition 2016 fertiggestellt sein soll, lassen sich auch die verbliebenen Bewohner der Gutenberg-Galaxis noch erreichen …

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